Religion als Bildungsauftrag in Kitas?

Bochumer Katholikenrat will konfessionsfreie Eltern bevormunden

Am 12. November hatte sich WDR Moderatorin Catherine Vogel in der “Aktuellen Stunde” darüber mokiert, was in einer Bochumer Kindertagesstätte passiert war: “In manchen städtischen Kindergärten oder Kindertagesstätten hat man Sankt Martin gekündigt. Dort findet der Zug statt, aber eben ohne den heiligen Mann auf dem Pferd und es heißt dann Laternenfest. Dabei wollen die Kindergärten ihre religiöse Neutralität waren, so wie in einer Kita in Bochum.” Am 26. November legte der örtliche Katholikenrat nach. In einer Pressemitteilung (6-10) heißt es: “Die Katholikenratsvorsitzenden Lothar Gräfingholt und Dr. Maria Petermeier stimmt der Trend nachdenklich, dass christliche Feste keinen festen Platz mehr im gesellschaftlichen Leben haben. […] Auch städtische Einrichtungen haben aus Sicht des Katholikenrates im Rahmen ihres Bildungsauftrages die Sorgfaltspflicht jungen Menschen zum Verstehen und Erlernen von Religion sowie Kultur ihrer Heimat beizutragen.” Als CDU-Ratsmitglied hat Gräfingholt auch eine Anfrage an die Verwaltung zu dem Thema gestellt. Die Ruhr Nachrichten nahmen das Thema auf und fragen ganz besorgt: “Laternenumzug ohne Sankt Martin? Weihnachten ohne Jesus Christus?”

In der Berichterstattung wird nicht erwähnt, dass die meisten Kitas in Bochum in kirchlicher Hand sind. Mehr als 50 Kitas sind katholisch. Die Kosten tragen weitgehend Stadt, Land und Eltern. Die Kirchen haben aber das Sagen. Sie dürfen Nicht-Gläubige diskriminieren und Beschäftigte, die sich nicht an die kirchlichen Normen halten, entlassen.

Wenn dann in einer von ca. 175 Bochumer Kitas Eltern und ErzieherInnen beschließen, dass den Kindern religiöse Rituale und Feierlichkeiten erspart bleiben und durch andere Feste ersetzt werden sollen, dann wird von den Kirchen und ihren JournalistInnen Empörung inszeniert. Doch das wird ihnen nicht wirklich helfen. Auch die Bochumer Zahlen machen das deutlich. Laut statistischem Jahrbuch sank die Zahl der KatholikInnen und ProtestantInnen von 264.195 im Jahr 2004 auf 243.633 im Jahr 2009. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Konfessionsfreien und Andersgläubigen von 117.530 auf 124.546. Dieser Trend hat sich 2010 weiter verstärkt.

Bei der Recherche zum Thema stellte die Redaktion fest, dass es in Bochum erhebliche Unterschiede zwischen den Stadtbezirken in Sachen Religionszugehörigkeit gibt:

(Quelle: bo-alternativ.de)

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