Bei unserem Treffen im Juli haben wir uns gemeinsam den Dokumentarfilm „Die hasserfüllten Augen des Herrn Deschner“ angeschaut. (Der Film ist auf Youtoube in 7 Teilen zu sehen.)
Für den schon etwas älteren Film von Ricarda Hinz über die Kirchenkritik von Karlheinz Deschner wurden einige kirchenkritische, religionsfreie Menschen, aber auch Theologen, Priester und Kirchenfunktionäre interviewt.
Ins Auge stach hierbei die Unfähigkeit der Kirchenvertreter, Kritik anzunehmen. Selbstgefällig und mit zum Teil hanebüchenen Argumenten wurde die christliche Kriminalgeschichte auf die Zeit verwiesen:
„Es war ja nicht nur die Kirche damals, die eine Blutspur gelegt hatte, sondern man legte damals.“ … „In einer Zeit, in der man insgesamt weniger Achtsam mit dem Leben umging, war das auch in der Kirchengeschichte wo gewesen, natürlich.“
Man stellt also fest, dass die Kirche in ihrer jeweiligen Zeit nicht besser war, als die Gesellschaft, die sie umgab. Und fordert gleichzeitig selbstgefällig die Führerschaft der Kirche:
„Wer soll Werte vorgeben, wenn nicht die Religionsgemeinschaften.“ … „Wir säßen ja noch auf den Bäumen, wenn die Kloster nicht die Schulen gegründet hätten.“
Gleichzeitig werden Nichtgläubige kriminalisiert:
„Ein Leben ohne Gott führt zu nichts, jedenfalls zu nichts Gutem.“ …. „Warum soll ich eigentlich einen Menschen nicht umbringen, wenn es keinen Gott gibt, wenn es mir nutzt.“
Dürfen wir also die Kirche gar nicht kritisieren? Doch, wenn sie liebevoll daher kommt: „Man sollte Kritik an der Kirche so üben, wie ich Kritik übe an den eigenen Eltern, deren Familie ich entstamme und die ich schätze, weil ich weiß, ohne die Liebe der Eltern wäre ich ja gar nicht groß geworden.“
Soweit einige Zitate des Films, die haften bleiben.
Nach dem Film kam eine lebhafte Diskussion zustande.
Wie Deschner konnten auch die Teilnehmer darüber berichten, dass sie immer wieder, wenn sie Kritik an der Kirche üben, nach ihren schlechten Erlebnissen mit der Kirche gefragt werden. Nur dies ist offenbar als Ursache denkbar.
Näher erörtert und mit Fachwissen angereichert wurde die Geschichte der Kirchen in der Zeit des Nationalsozialismus. Empfohlen wurde die Reportage von Ernst Klee „Alles Kranke ist Last„, in dem geschildert wird, dass die Kirchenvertreter erst gegen die Euthanasie Stellung bezogen, als auch die Geld bringenden Privatpatienten der kirchlichen Einrichtungen ermordet werden sollten.
Ausführlich wurde erörtert, wie man in den Schulen Aufklärungsarbeit leisten könnte. Haben Deschners Arbeiten die Chance, in die Schulbücher aufgenommen zu werden? Die Diskussionsrunde bezweifelt dies, hält es aber auch für wesentlich wichtiger, dass wissenschaftliches Denken und Arbeiten (Wissenschaftstheorie) Thema im Unterricht wird.
Gleichzeitig sollte man aber auch die Plattformen wie SchülerVZ und StudiVZ nutzen, um nicht nur die Schüler und Schülerinnen über ihre Rechte, z.B. in Bezug auf den Religionsunterricht, aufzuklären, sondern auch, um positive Gegenentwürfe zum religiösen Glauben vorzustellen.
2 Kommentare zu Kirchenkritik in der Diskussion